Breaking news: Up in the air.

 

Aus aktuellem Anlass unterbreche ich meine Bahn-Berichterstattung für eine wichtige Durchsage. Die Maschine  LMAA0815 von der Airline GermanWitz hält einiges für uns bereit. Gleich beim Boarding wird gedrängelt. Wer zuerst in der Maschine ist, bekommt wohl einen Preis. So kommt´s mir jedenfalls vor.

 

Großes Kino mit Steh-Publikum im Gang. "Entschuldigung?! 21a ist mein Sitzplatz." Der blinde Passagier muss also raus. Der Klassiker. Er sitzt eine Reihe weiter hinten. Der Mittelplatz muss also auch wieder aufstehen. Und dabei reißt er gekonnt den heißen 6 Euro 50 Grande ToGo-Coffee von Leysieffer um. Mit einem großen Schwapp auf das Röckchen der Flugbegleiterin. Sie scheint es gewohnt zu sein und lächelt gekonnt den Fleck weg. „Nöööö - is nicht schlimm. Wirklich. Nicht schlimm. NöNööö“. Die gute Ausbildung bei der Lusthansa wirkt.

 

OK. Gleich starten wir. „Fasten Seat Belt“ bellt es aus dem Lautsprecher und die netten Damen zeigen dem aufmerksamen Zuschauer, wie man sich anschnallt. Also, wer das allein nicht hinbekommt, darf sich vermutlich ohnehin nicht allein in der Öffentlichkeit bewegen, denke ich noch so. Dennoch popelt mein Nachbar gute fünf Minuten dran rum, als ob er der große Entfesselungskünstler Houdini ist. Ich rufe nach seinem Pfleger. Wir wollen ja schließlich alle pünktlich los. Tischchen noch hoch geklappt und up in the air. Warum trinken so viele Leute im Flugzeug eigentlich einen Tomatensaft? "Geschmacksänderung wegen Druckausgleich", verrät mir der oberschlaue Fünf-Minuten-Gurtpopler neben mir. "Ah ok, daher sind die Stewardessen auf einmal auch viel attraktiver geworden", sage ich mit einem Lächeln und einem Funken Humor in den Augen. Professor Druckausgleich nickt und stöhnt dabei, als ob er die Synchronstimme von Graf Dracula beim großen Vampir-Nackt-Festival in Feierlaune ist. Beim Landen rumpelt´s dann gewaltig. Da kommt die Ansage: "Meine Damen und Herren. Herzlich willkommen in Stuttgart. Bitte bleiben Sie so lange angeschnallt sitzen, bis Kapitän Känguru uns in die finale Parkposition gehüpft hat." Egal. Hat niemand gehört. Alle Gangplätze springen sofort auf, stellen sich in den Gang und nehmen ihren Business-Kasper-Reise-Trolley aus den oberen Ablagefächern. Eine ähnliche Dynamik kenne ich nur von Usain Bolt aus dem Startblock bei den Olympischen Spielen. Mal sehen, was der Tag noch so bringt.

 

Vor dem Rückflug stecke ich mir noch einen Euro in die Unterhose und rufe dem Sicherheitspersonal beim Gang in die Laser-Kabine zu: "Wer ihn findet, darf ihn behalten!" Ein bisschen Spaß muss sein. Außerdem noch 2,5 Liter Flüssigkeit und ein Zippo-Feuerzeug im Handgepäck sowie das Schweizer Taschenmesser im linken Schuh. Beim fünften Scan-Durchgang packe ich dann doch endlich die dritte Nagelfeile aus der Tasche. Und ich zähle dabei übertrieben laut auf Arabisch von zehn auf null langsam runter und beende den Countdown mit einem lauten "Booommm". Das Boarding wird daraufhin unterbrochen. Egal. Denn heute hab ich es nicht eilig. Thank you for travelling with deutsche Wings.

 

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© Olli Dahlke - Botschafter des Humors