Ein Märchen namens "Wuhans" und "Pandemia".

 

Es war einmal ein armer, verzweifelter Restaurantbetreiber, der mit seinen Kindern, Wuhans und Pandemia, am Rande des Wahnsinns lebte. Ihre Mutter war aufgrund übertriebener Bondage-Fesselspiele in Kombination mit penibler Lüftungsignoranz an Dyspnoe gestorben und der Vater lebte fortan mit einem emigrierten Transgender namens Luke-Daun in einer wilden, eheähnlichen Gemeinschaft zusammen.

 

Eines Nachts hörten die beiden Kinder wie die Stiefvaterin heimlich zum Vater sprach: „Alter! Bier ist alle, Schnaps ist leer, Du Verlierer. Deine Rotznasen müssen zum Späti. Wir sollten sie sofort losschicken, damit sie uns Alkohol holen; sonst sinken wir noch unter lächerliche 3,8 Promille und wenn ich nüchtern bin, bekomme ich Migräne.“ Dem Vater wurde es schwer ums Herz. Doch er gab nach und willigte durstig ein.

 

Als die Alten sich schließlich doch ins Koma gesoffen hatten, begann Pandemia zu weinen. Denn Wuhans hatte ihr das Corona-Selbsttest-Stäbchen so weit ins Gehirn gestochen, dass Pandemias Tränensäcke zerrissen, wie die völlig überfüllten Papier-Einkaufstüten der Familie Wollny am Satte-Rabatte-Sonderverkauf beim Fake-Lidl. Wuhans tröstete sie: „Weine nicht! Versuch zu atmen, der liebe Ritter Drosten wird uns schon helfen.“

 

Am frühen Morgen bekam jedes der Kinder eine Serviette und zwei Schießgummis, damit sie sich FFP2-Masken selber basteln konnten. Denn die vom Amt zur Verfügung gestellten Masken der Grundsicherung wurden von Oma Virena bereits mehrfach als Damenbinde und/oder Hundefutternapf zweckentfremdet. Auf dem Weg zum Späti ließ Wuhans kleine, in Beruhigungsmittel getränkte Majoun-Kugeln auf die Straße fallen. Die Kinder drangen immer tiefer in die Berliner Szene ein und wußten schon sehr bald nicht mehr, wo sie überhaupt waren. Sie setzen sich neben einen brennenden Reifenstapel und nickten vor Erschöpfung ein. Sie erwachten erst in der finsteren Nacht, als eine mit Heroin voll gepumpte Königin der Finsternis der Pandemia die Schuhe klauen wollte. Klingt traurig – ist aber so. Wuhans verscheuchte die Krähe der Düsternis und sagte zu Panedmia: „Lass uns warten bis der Mond aufgeht, dann werden wir die Majoun-Kügelchen sehen, die ich ausgestreut habe. Die zeigen uns den Weg nach Hause.“ Der Mond ging auf und die Kügelchen waren aber alle weg. Kein Wunder, denn die vielen Junkies, die in den Szenebezirken umherflogen, hatten sie alle gierig weggepickt, bevor sie überhaupt den Boden erreichten. Die Kinder klopften verzweifelt an jede Restaurant-Tür, doch niemand hörte sie. Sie drückten gegen jede Diskotheken-Tür, doch niemand machte auf. Sie wurden gehänselt wegen ihrer ungepflegten Frisuren und alle hielten konsequent zwei Meter Abstand. So gerieten sie immer tiefer in den Corona-Strudel und in den schmutzigen Teil der Stadt.

 

Als es hell wurde, kamen sie an ein Häuschen, dass sie stark an zu Hause erinnerte. Es war unaufgeräumt und roch nach starkem Fusel-Alkohol. Sie waren bei Getränke Hoffmann. „Da wollen wir uns dran machen,“ sprach Wuhans, ging auf den Hinterhof und klaute mehrere Kisten Leergut zusammen. Pandemia ging sofort rein und steckte sich zwölf Pall Mall Flow Superkings 20er Packs in die Bluse. Da rief eine dünne Stimme sehr zärtlich aus dem Lagerbereich: „Ick gloobe es hackt. Pfoten weg, ihr Spinner, sonst jibt es Dräsche.“ Die Kinder antworteten: „Halt´s Maul, alte Zippe“ und klauten weiter. Ein schönes Beispiel für das harmonische Zusammenleben unterschiedlicher Generationen.

 

Da ging auf einmal die Tür zum Lager auf, und eine steinalte Frau kam heraus. Die Hände vor dem Gürtel zu einer Raute geformt und Haare wie eine Reminiszenz an den Nestbau einer trächtigen Storchendame. Wuhans und Pandemia erschraken so sehr. Die Alte wackelte mit dem Kopf und sprach: „Ei, ihr lieben Kinder, kommt nur näher. Kommt alle her. Wir schaffen das.“ Sie führte die beiden Kids in ein Container-Dorf und lies sie dort allein. Denn die alte Hexe musste schnell weg. Sie gehörte nämlich zur Covid-Risikogruppe 1 und hatte daher heute noch einen Impftermin. Wuhans und Pandemia erkundigten sich nach den Lockdown-Regeln. Der Junge las stotternd vor: „ ... im Container gilt die A-H-A-Regel“. Pandemia fragte direkt nach: „Abstand – Hygiene – Alttagsmaske?“ Wuhans zuckte mit den Schultern und wußte nicht, was A-H-A zu bedeuten hatte. Er vermutete aber: „Alle – Haben – Asthma.“ Wegen der Masken. Danach schauten beide noch ein paar Stunden Pay-TV und bestellten online Pizza und surften im Free-WLAN sinnlos rum. Wahres Glück. Sie fühlten sich wohl und sicher in den provisorischen Benz-Baracken der Hexe.

 

Am nächsten Tag kam die alte Hexe stinksauer nach Hause. Durch den Corona-Impf-Termin hatte sie die Lebensmittelausgabe von „der Tafel“ verpasst und nix mehr abbekommen. Frisch geimpft, aber hungrig, stieß sie die Containertür mit ihrem Buckel auf und sperrte Wuhans hinter einer Gittertür ein. Pandemia begann wieder bitterlich zu weinen. Sie hatte bei Zalando ein paar neue Schuhe und eine schicke Handtasche bestellt und dachte der DHL-Bote kommt und bringt die heiße Ware. Aber es war die frustrierte, hungrige Hexe, die den armen Wuhans mästen und dann fressen wollte.

 

Nun wurde dem armen Wuhans das beste Essen gekocht, was beim täglichen Containern auf den Abfallplätzen der Supermärkte zu bekommen war. Doch Wuhans lehnte ab. Er hatte eine ausgeprägte „Hühnerei-Erdnuss-Allergie“ in Kombination mit einer „Krustentiere-Weichteile-Hypersensibilität“ und einer „Soja-Sesam-Intoleranz“ in Verbindung mit einer „Sellerie-Senf-Unverträglichkeit“ bei Tageslicht. Außerdem wollte Wuhans an der nächste Staffel von „Heidis Germany next Topmodell“ teilnehmen und gewöhnte sich mittlerweile ein tägliches Kotz-Ritual als Dessert an. Jedenfalls nahm der Wuhans kein Gramm zu. Ein Jammer. Die alte Hexe wurde wahnsinnig und ungeduldig. Sie befahl der Pandemia trotz härtesten Lockdown-Regeln und einer Inzidenz im Hexenwaldbezirk von 14.413, auf die Straße zu gehen und Holz für den Backofen zu fällen. Die Hexe befahl Pandemia, das Brennholz tief in den Ofen zu legen. „Kriech hinein,“ sagte die Hexe, „und leg das Holz ganz hinten im Ofen ab“. Der Plan war klar. Wenn Pandemia im Ofen war, wollte die Hexe den Ofen schließen und Pandemia würde jämmerlich verbrennen. Aber Pandemia ahnte böses und sprach: „Ich weiss nicht, wie ich´s machen soll. Komm her und zeig es mir.“ Die Alte entgegnete: „Man, Du bist ja noch bekloppter als der Lauterbach. Schau doch auf Youtube, Du dumme Kuh. Da gibt es genügend Help-Content.“ Da knallte die Tür auf und der mutige Prof. Dr. Ritter Wieler vom Orden des Robert-Koch-Institutes für angewandte Panikmache stand im Raume. Mehr aber auch nicht. Der stand einfach nur da und keiner hörte ihm mehr zu. Da stolperte Ritter Drosten vom Orden der Ausweglosigkeit hinein und meinte, er habe eine Mutation gesehen. Hinter den Bergen. Bei den sieben Zwergen. Viel aggressiver. Viel ansteckender. Da knallte die Container-Tür zum dritten Mal auf und das Ordnungsamt stand zählend vor der Tür und verwies auf die maximale Kontaktpersonen-Anzahl innerhalb eines Haushaltes. Die Hexe bekam ein saftiges Bußgeld und Wuhans und Pandemia mußten zurück ins Elternhaus zum Home-Schooling. Die Ritter Wieler und Drosten wurde vom Gesundheitskaiser Spahn zum Ehren-Corona-Ritter geschlagen und gehören nun mehr dem erlauchten Kreis der Bundestags-Tafelrunde an.

 

Und wenn der Vater trotz Home-Schooling, Home-Office, Lockdown, Ausgangssperre, Kontaktverboten, Händewaschen, Abstandhalten, Maske tragen, Quarantäne, Besuchsverbote u.v.m. nicht gestorben ist, so wartet er heute noch auf seinen Impftermin. In diesem Sinne, bleibt gesund, haltet durch, denn Corona ist ganz sicher kein Märchen.

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