Sport frei.

 

Die Phrasen-Drescher sind sich da auch nicht einig. Hält Sport nun gesund und macht frei oder ist Sport doch eher Mord. Und was ist Sport überhaupt? Die wissenschaftliche Definition gibt den Rahmen vor. "Sport ist eine der körperlichen Aktivitäten, die man zum Vergnügen, zur Kräftigung des Körpers oder als Wettbewerb betreibt." Herrlich oberflächlich. Ich finde dort keine zeitliche noch örtliche Aussage drin. Über die Intensität wird auch nix gesagt. Was ist denn nun Sport und was eher nicht? Vielleicht helfen da einige, kurze Beispiele.

 

100 Meter Sprint im Olympiastadion gegen die Leichtathletik-Raketen aus Jamaika ist wohl zweifelsohne Sport. Da sind wir uns einig. Aber 100 Meter aus dem Kaltstart im Anzug durch die Fußgängerzone, um den Ladendieb zu stellen? Auch Sport? Wohl eher nicht. Oder was ist damit? Aufgrund einer regennassen Fahrbahn muss beim Großen Preis von Monaco auf dem Formel1-Kurs das Safety-Car raus. Alle Rennboliden folgen in gedrosseltem Tempo dem Pace-Car. Ja, auch das gehört eindeutig zum Motorsport. Aber wenn ich auf der A100 einem Polizeiwagen hinterher fahren muss, weil die Blinketafel im Heckfenster und die Winkekelle aus dem Seitenfenster "Bitte folgen" anzeigen, ist das wohl eher kein Sport mehr. Ein drittes Beispiel mit der weltberühmten, ehemaligen Turnerin Magdalena Brzeska. Sie ist 26-malige Deutsche Meisterin in der Rhythmischen Sportgymnastik, da sie perfekt mit Seil, Keule, Reifen und Band über die Matte wirbelte. Alle hielten den Atem an, als sie bei den olympischen Spielen 1996 in Atlanta auf der Turnmatte um Gold wirbelte. Sport auf höchstem Niveau. Als ich neulich im Kinderzimmer meiner Tochter barfuß aus Versehen auf die Prinzessinnen-Kutsche von Barbie trat, legte ich auch eine 1A-Wirbel-Gymnastik-Show inklusive Überschlag und ungeplanter Spagat-Landung hin. Die Wertungsrichter wären sichtlich beeindruckt gewesen. Aber anstelle einer Goldmedaille gab es nur ein Hämatom am Ellenbogen, eine böse Zerrung der Adduktoren und ein bemitleidendes Lächeln meiner Kinder. Trotz vollem Körpereinsatz ist das dann wohl eher doch kein Sport gewesen. Es kommt also auch darauf an, warum man etwas macht.

 

2016 kam es zu folgendem sportlichen Wettkampf. „Die Weltmeisterschaft 2016 war der Zweikampf um den Titel des Weltmeisters zwischen dem Titelverteidiger Magnus Carlsen und seinem Herausforderer Sergei Karjakin. Sie fand vom 11. bis zum 30. November 2016 in New York statt. Nach zehn Remis und je einem Sieg der Kontrahenten war ein Gleichstand von 6:6 nach zwölf Runden erreicht. Im anschließenden Tie-Break gewann Carlsen in vier Partien nach zwei Remis die beiden letzten Begegnungen und verteidigte somit seinen Titel mit 9:7 Punkten. Das Preisgeld lag bei insgesamt 1,1 Millionen US-Dollar für beide Spieler." Nein, es geht hier nicht um Bumm-Bumm-Boris-Wimbledon-Tennis, sondern um die schweißtreibende und aufregende Sportart Schach. Der Norweger Carlsen ist Schach-Weltmeister, da er am besten den Springer von E4 auf C5 setzen, den Turm von A1 auf A7 schieben, den schwarzen König aus der Rochadestellung vertreiben und dann auf dem Damenflügel mattsetzen kann. Na, wenn das kein Sport ist?! Ein anerkannter Denksport eben. Ich fang schon an zu schwitzen, wenn ich nur dran denke. Sport Matt.

 

Bei dem neusten Sporttrend „E-Sports" streiten sich die älteren Herren des olympischen Sportbundes hingegen, ob das sogenannte „E-Gaming" auch wirklich eine echte Sportart sei? Denn „E-Sports" bezeichnet wohl den sportlichen Wettkampf zwischen Menschen mit Hilfe von Computerspielen. Es gibt Regeln, Wettkämpfe und verschiedene Disziplinen. Es gibt ihn als Individual- und als Mannschaftssport. Es geht um Reaktionsvermögen, Hand-Auge-Koordination, Spielübersicht, taktische Ausrichtungen und vorausschauendes Denken. Und in den USA, Brasilien, Frankreich und in China ist E-Gaming bereits von den etablierten Sportverbänden als Sportart anerkannt. Gut so. Aber in Deutschland ist man sich da noch nicht ganz so sicher, ob die Ballerspiel-Call-of-Duty-Disziplinen „Deathmatch", „Team-Deathmatch", Search and Destroy" und „Behind Enemy Lines", wirklich als Sport einzustufen sind. Wenn ja, dann ist Sport wohl eher doch im wahrsten Sinne des Wortes Mord. Aber ehrlich gesagt, Rugby, American Football, Wasserball und Handball sehen ja manchmal auch aus wie ein Kampf zwischen Titanen, oder?

 

Zum Abschluss nochmal Klartext, wie ihr es von mir gewohnt seid.

 

- Gehen ist Sport. Spazieren gehen ist kein Sport.

- Karate ist Sport. Kloppen, hauen, treten nicht.

- Schwimmen ist Sport. Baden ist kein Sport.

- Joggen ist Sport. Vor Jemandem schnell wegrennen nicht.

- Zehn-Meter-Turm-Springen ist Sport.

  Vom Beckenrand reingeschubst werden, ist kein Sport.

- Fußball spielen ist Sport.

  Fußball aus der VIP-Lounge zuschauen nicht.

- Einen Handball werfen ist Sport.

  Schaufensterscheibe mit Stein einschmeißen ist kein Sport.

- Weitsprung ist Sport.

  Schnell rennen und dann hinfallen, ist kein Sport.

- Reiten ist Sport. Auch auf einem Schaukelpferd? Eher nicht.

- Pferderennen ist Sport.

  Auf Pferderennen wetten, ist kein Sport.

- Hammerwurf ist Sport. Hammerschlag nicht.

- Orientierungslauf ist Sport.

  Sich im Einkaufs-Center verlaufen nicht.

- Schlagball ist Sport. Schlaganfall ist kein Sport.

- Ski-Fliegen ist Sport. Schief-Liegen eher nicht.

- Taubenschießen ist Sport. Tauben füttern nicht.

- Boxen im Ring ist Sport.

  Boxen auf dem Volksfest ist kein Sport.

- Badminton ist Sport. Bad putzen nicht.

- Dauerlaufen ist Sport. Dauersaufen nicht.

- Hacky Sack ist Sport. Alter Sack nicht.

- Faustball ist Sport. Faustschlag ist kein Sport.

- Wind-Surfen ist Sport. U-Bahn-Surfen nicht.

- Dehnen ist Sport. Gähnen nicht.

 

Damit sollte jetzt alles klar sein. Sport ist Mord, macht frei und hält gesund. Und ein kleiner Tipp von mir:

Sport machen ist wie Sport vornehmen. Nur krasser.

In diesem Sinne, Sport frei.

 

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