Ein guter Vorsatz.

 

Mit dem Rauchen aufhören und deutlich netter zu den Kollegen sein. Oder 10 kg abnehmen und gesünder essen. Mehr Sport treiben und weniger Alkohol trinken. Wer kennt sie nicht? Die tollen Vorsätze für ein neues Jahr. Jeder macht sie, jeder kennt sie. Fünf vor Zwölf werden mit breiter Brust die kühnsten Ideen raus posaunt und spätestens beim Bleigießen werden diese dann schon wieder kleinlaut beiseite geschoben. Ist ja quasi wie in der Politik. Laut Herrn Müntefering hat ja Wahlkampf so rein gar nichts mit echter Regierungsarbeit zu tun. Die Silvesternacht ist der spannende Wahlkampf und Neujahr beginnt dann die Regierungsarbeit. Vor Mitternacht rufe ich noch laut meine Marathon-Ambitionen in die Partymenge, erzähle reinste Märchen von gesunder Ernährung und erkläre mich selber zum Benimm-Pabst. Meine Vorsätze beeindrucken alle. Ich grinse und nicke dabei.

 

Und am 01. Januar bewege ich mich noch nicht mal vom Sofa runter, bestelle mir aber online eine Pizza mit Cheesy-Rand und Jalapeno-Popper-Kruste und verfluche lautstark meinen Nachbarn und seinen blöden Köter, der gerade in meinen Garten schifft. Das darf doch nicht wahr sein. Die guten Vorsätze sind schon nach einigen Stunden im neuen Jahr futsch. Eigentlich sogar schon deutlich früher. Bereits beim Aussprechen ist allen klar, das wird nix. Und damit bin ich nicht allein. Ingo will meinen Marathon mitlaufen, aber Laufschuhe kennt er nur aus dem Schaufenster. Babs will sich im neuen Jahr nur noch gesund vegan ernähren, schiebt sich aber fünf nach Zwölf noch einen Beutel fettige Salami-Beef-Chips rein. Chris will ein Jahr lang auf Alkohol verzichten, meint aber, dass ein Bierchen immer geht. Ist ja schließlich kein richtiger Alkohol, so ein Bier. Und Kettenraucher Tom wird im neuen Jahr keine Zigarette mehr anfassen. Versprochen. Ausnahme bilden nur noch die 52 Stangen Marlboro, die er noch zuhause im Schrank hat. Aber danach ist dann wirklich Schluß. Alles Quatsch. Niemand hält seine Vorsätze ein. Also ich kenne zumindest niemanden.

Daher schlage ich hier und heute am 01. Januar vor, das neue Jahr zu antizipieren und dem entsprechend die Vorsätze geschickt zu formulieren. Eine Einhaltung sollte dann auch kein Problem, sondern eher ein Vergnügen sein. Dann kommt vermutlich folgendes dabei raus.

Ein sinnvoller Vorsatz hinsichtlich Ernährung wäre zum Beispiel folgender. „Im neuen Jahr will ich endlich den VIP-Status bei Call-a-Pizza erreichen. VIP bedeutet übrigens kostenlos Mini-Würstchen im Käse-Rand.“

Herzlichen Glückwunsch. Streng Dich an, Du Würstchen.


Oder hinsichtlich Rauchen: „Im neuen Jahr will ich die Zeit zwischen zwei Zigaretten deutlich verkürzen. Der Weg zur Lunge muss schließlich geteert werden. Außerdem will ich die Auszeichnung „Marlboro-Man of the Year“ von Philip Morris erhalten.“

Wow, was für eine Ehre?! Und by the way: schön gelbe Finger hast Du.

Oder vielleicht beim Umgang mit den Mitmenschen: „Im neuen Jahr will ich meinen Morgen-Muffel zum gepflegten Ganztags-Muffel ausbilden. Alle die, die sich trauen mich anzusprechen, sollen keine oder eine patzige, knappe Antwort unter Anreicherung von mindestens zwei Schimpfwörtern vor den Latz geknallt bekommen. Reaktionen darauf werden von mir mit einem lauten „BlaBlaBla“ quittiert.“

Viel Erfolg dabei, Du Vogel.


Ein sinnvoller Vorsatz für die Familie könnte so aussehen. „Im neuen Jahr will ich Ur-Omi und Ur-Opi nicht stören. Ein ganzes Jahr will ich sie ignorieren. Zu ihren Geburtstagen schreibe ich maximal eine SMS mit zwei Wörtern. Alles Gute. Das muss reichen. Will nicht aufdringlich wirken. Das wird eine echte Überraschung.“

Aber zur Verteilung des Erbes biste wieder dabei, oder?

 

Diese Vorsätze kann man auch gern miteinander kombinieren. Eine Einhaltung sollte für Euch echte Profis kein Problem mehr sein. Jetzt aber erst mal eine Runde Bleigießen. Prost Neujahr.

 

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