Das Tauschkonzert.

 

Im Suff hat „mann“ ja oft die besten Ideen. Naja, ich bin zwar noch nicht ganz betrunken, aber auf einem guten Weg. Und zack – kommt mir folgender Geistesblitz. Auf VOX läuft gerade der Quotenhit „Sing meinen Song – das Tauschkonzert“ mit den besten aktuellen, deutschen Pop-Stars. OK OK. Mit deutschen Popstars. Naja, zumindest mit deutschsprachigen Popstars. Nun gut. Mit deutschsprachigen Sängern und Sängerinnen. Quasi eine Vorstufe zum volksbeliebten Dschungelcamp. Ich sehe gerade die illustre Runde um Mark den Förster, Lena Meyer-Wehmut, Nuschelrapper Gentleman, Schwester S-Besorger Moses P, Paddy vom Kelly-Inzucht-Hausboot, Silberfisch-Frontfrau Stefanie und den beiden Vorzeige-Cowboys von BossHoss im romatischen Kreis sitzen. Sie feiern sich selber so sehr ab, als ob alle zusammen gerade den Grammy, die BritAwards und den Bremer-Stadtmusikanten-Nachwuchs-Pokal verliehen bekommen haben. Ich greife irritiert zu meinem Bierchen und da schlägt prompt der Ideen-Blitz bei mir im Wohnzimmer ein. Was die können, kann ich auch. Um genau zu sein: das können WIR auch. Meine Damen und Herren, stolz präsentiere ich das hopfenhaltigste TV-Format der Zukunft. Es heißt:

 

„Trink mein Bier – der Stammtisch.“

 

Unglaublich. Phänomenal. Wahnsinns-Potenzial. Das Prinzip ist das gleiche, wie beim Song-Contest. In meinem Kopf ist die komplette Staffel schon abgedreht. Apropos „abgedreht“. Wir bleiben natürlich auf dem Boden und drehen nicht in Südafrika, wo sich Wale und Robben die Sonne auf ihre Bäuchlein scheinen lassen. Nein, wir bleiben bodenständig und drehen „Trink mein Bier“ in einer Berliner Eckkneipe im Ur-Berliner Kiez Rixdorf. Und zwar mit authentischem Publikum. Gastgeber ist und bleibt die ortsansässige, vollbusige Kneipen-Wirtin. Wir kennen sie alle unter dem Namen „Inge-mach-mal-zwee-Bier“. Aber der Reihe nach. Titel ist klar. „Trink mein Bier – der Stammtisch“. Location ist auch geklärt. Eine Kneipe in Berlin-Neukölln. Gastgeberin und zeitgleich Moderatorin ist „Inge-mach-mal-zwee-Bier“.  Jetzt brauche ich noch sieben weitere Bier-Freunde (m/w), die sich nicht zu schade sind, sehr schnell berühmt, reich und betrunken zu werden. Ich starte hiermit also einen Casting-Aufruf für den zukünftigen TV-Oberknaller „Trink mein Bier – der Stammtisch“. Bitte bewerbt Euch um einen der begehrten sieben Plätze am Stammtisch mit eurem Vornamen, selbst gegebenem Künstlernamen und eurem Lieblingsbier. Ein gewisser Hang zum gepflegten, regelmäßigen Bier-Unfall sollte selbstverständlich sein. Und da wir uns zu jedem Bier-Star analog dem Mucke-Mutterschiff „Sing meinen Song – das Tauschkonzert“ intensiv über den heiligen Gerstensaft austauschen werden, ist eine gewisse kommunikative Ader und ein ausgeprägter Hang zum verbalen Exhibitionismus ganz sicher nicht von Nachteil.

 

Also nochmal im Klartext. Der Ablauf könnte so absaufen, äähh, ablaufen. Acht auserwählte Bier-Profis werden dabei live übertragen, wie sie sich gegenseitig von ihren Bier-Erfahrungen berichten, ihre Lieblings-Biermarke vorstellen und dann immer wieder das Lieblingsbier des anderen auf einer Bühne trinken. Wir nennen es „deine persönliche Bier-Performance“. Am Ende des Abends verleiht der „Tages-Bier-Hero“ den goldenen Bierdeckel an den/die jenige(n), der sein Bier am besten, glaubwürdigsten und emotionalsten getrunken hat. Ein Hammer-Konzept. In Anlehnung an die Gespräche aus dem aktuellen „Sing meinen Song“-Format, freu ich mich jetzt schon auf Statements am Bier-Stammtisch.

 

„Dein Lieblingsbier ist echt ein Hammer-Bier. Da steckt so viel drin. Da kann man so unendlich viel draus machen. Wahnsinn.“

 

„Ich hatte echt sehr großen Respekt Dein Bier zu trinken. Ich habe mich da echt schwer getan. Aber ich habe mich getraut und Grenzen überschritten.“

 

„Du hast so großartig mein Bier getrunken. Ich habe mich da echt wiedergefunden.“

 

„Als ich damals zum ersten Mal dein Bier gesehen habe, musste ich es direkt trinken.“

 

„Dein Bier öffnet echt die Herzen. Ein wahrer Schlüssel zum Gefühl. So krass wie es uns alle erreicht. So tief.“

 

„Wahnsinn. Du hast mein Bier echt zu deinem Bier gemacht. Respekt. Echt der Knaller wie Du mein Bier trinkst.“

 

„Die Wochen hier mit euch am Stammtisch sind so unglaublich. Wir trinken Bier und trinken Bier und trinken echt krasses Bier und sind zu echten Freunden geworden. Das schafft echt nur Bier. Ich bin stolz an diesem Stammtisch zu sitzen.“

 

„Du bist ein echtes Vorbild für eine ganze Generation. So wie Du Bier trinkst, hat vorher noch niemand Bier getrunken. Man kann die Freiheit spüren.“

 

„Ich hätte auch gern so eine Leber wie Du. Da hast Du etwas ganz besonderes. Respekt.“

 

„Deine Energie ist echt von einer anderen Welt, wenn Du Bier trinkst. Du fühlst das Bier.“

 

„Keiner kann auf diesem Niveau Bier trinken wir Du. Du kannst Bock-, Pils-, Weizen- und Exportbier trinken. Du deckst alle Facetten ab. Hut ab.“

 

„Die ganze Truppe hier ist der Hammer. Alles Vollblut-Trinker. Da brauch ich keine zwei Minuten, um das zu erkennen. Habe Tränen in den Augen. Rülps.“

 

usw. usw. usw.

 

Natürlich wird es auch in diesem TV-Konzept eine Menge Werbepausen geben müssen. Zum einen werden wir uns vor lauter Brauerei-Werbespot-Anfragen nicht retten können und zweitens verbingen wir ja auch sehr viel Zeit in der Pinkelbude. Die Gewinnspielfrage in der Werbepause lautet dann selbstredend: „Gibt es Bier auf Hawaii? A: Ja – B: Nein – C: Frag´ Harald“. Und gewinnen kann man eine Premium-Brauereibesichtigung für bis zu zehn Freunde. Offizielle Schirmherren der Live-Übertragung sind immer der Vorstand der Brauerei, in der das tagesaktuelle Lieblingsbier gebraut wird, der Bürgermeister und ein lokaler Influencer aus der Kampftrinker-Truppe vom Bahnhof. Aus meiner Sicht ein wirklich rundes, erfolgversprechendes TV-Format. Stefan Raab wird staunen.

Und direkt im Anschluss startet das Hinter-den-Kulissen-Magazin „Unter dem Tresen“, in dem die acht Bier-Stars in einer Art „Behind the Sences“ ihr Leben Revue passieren lassen. Zumindest soweit, wie man sich dann noch erinnern kann. Dauert also höchstens sieben Minuten. Wie ein gutes gezapftes Schank-Bier eben. In diesem Sinne, wer ist dabei? Bewerbt Euch! Zur Erinnerung: Name, Bier-Kampfname, Lieblingsbier. Da fällt mir ein, dass man eigentlich den Casting-Prozeß selbst auch zur TV-Show machen könnte. DSDS premium. „Deutschland säuft das Superbier“. In der Jury sitzen David „The Hoff“ Hasselhoff, Willi Herren und Jenny Elvers-Elbertzhagen. Und anstelle eines Recall-Zettels bekommt der Kandidat im Erfolgsfall eine Schachtel „Edle Tropfen in Nuss“. Aber jetzt erstmal eines nach dem anderen. Wer macht mit bei „Trink mein Bier – der Stammtisch“? Wer traut sich? In diesem Sinne Prost.

 

PS.: Im Erfolgsfall werden weitere Staffeln abgedreht. Staffel II wäre dann „Eine Flasche Wein – geht immer rein“ und Staffel III steht dann unter dem denkwürdigen Dachgedanken „Schnaps – das war sein letztes Wort!“.

 

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