Glück ist eine Frage der Einstellung.

 

Nicht nur, aber vor allem zur besinnlichen Weihnachtszeit, sollte man mal darüber nachdenken, wie gut es einem doch geht und nicht immer nur die schlechten Dinge sehen. Es gibt leider sehr viele Menschen, denen es aus verschiedensten Gründen viel schlechter geht, als einem selbst. Kriege, Krankheiten, Schicksalsschläge sorgen ganz sicher für sehr viel Leid und Missmut auf dieser Welt. Allerdings sind auch oft Unwissenheit, Blödheit und der IQ eines Brotendes auf dieser Welt weit verbreitet. Und wenn sich diese Faktoren dann zufällig auf einer Person vereinen, dann entsteht eben auch viel Leid. Zwar nicht bei dem Hohlkopf, der sowieso nix mehr merkt, aber eben bei denen, die das dann ertragen dürfen. Auch nicht immer einfach.

 

Zusätzlich gibt es dann noch Situationen, in denen etwas passiert, was man so nicht erwartet hätte. Und damit meine ich jetzt nicht die freudige Überraschungsparty mit Freibier und dem schwedischen Bikini-Team im Stamm-Lokal, den Koffer Moneten, der zufällig herrenlos zur Mitnahme auf der Straße steht oder den Gewinner-Anruf von der freundlichen Lottofee, obwohl man gar nicht gespielt hat. Nein, ich meine die Umfelder, in denen die Erwartung deutlich höher war, als das was dann gnadenlos eingetreten ist oder eben die Situationen, mit denen man nicht gerechnet hat. Beispielsweise der zielsichere Tritt in den Kothaufen, der Riss der vollen Mülltüte oder auch der unangekündigte Schwiegerdrachen-Besuch, der genauso spontan im Familien-Krieg endet. Wie immer. Und dann schießt dir schwallweise das Blut in den Kopf, die Birne explodiert und man schimpft drauf los.

 

Stopp.

Das muss nicht sein.

 

Herzlich willkommen zu meinem bewusstseinserweiterndem Kurzprogramm im Schleudergang namens „Scheiße, verdammt, so eine Kacke, bin ich glücklich!“ Und das ganz ohne bunte Pillen, Lavendel-Peitschen, meditativen Yoga-Quetschungen und orientalischen Opium-Pfeifen der Marke Secret of India. Also, atmet jetzt tief ein, spannt die Pobacken fest an und lest einfach weiter. Auswendig lernen, anwenden, glücklich sein. Frei nach dem Motto: „Situation, Reaktion, Bier holn“. Alkohol ersetzen wir aber aufgrund der nachhaltig schädlichen Nebenwirkungen durch pures Glück.

 

Zwei einfache, allseits bekannte Beispiele, wie man glücklich auf ein Unglück reagieren kann.

1) Hundekot am Schuh. Normale, alltägliche, weit verbreitete Reaktion des Wutbürgers: fluchen. Aber es geht auch so: „Oh, Hundekot am Schühchen. Das bringt Glück.“

2) Teller fällt aus dem Schrank auf die Fliesen und zerbricht. Auch hier wieder die normale Reaktion des Wutbürgers: fluchen. Aber es geht auch so: „Ach, nicht schlimm. Scherben bringen Glück. Und das kann ich gut gebrauchen. So ein Glück.“ Das alte Polterabend-Prinzip.

 

Ich denke, das Prinzip ist verstanden und wir können endlich übertrieben glücklich sein.

 

Seit Corona waschen wir uns jeden Tag kumuliert zwei Stunden lang die Hände. Dadurch haben wir nicht nur einen empfindlichen Sahara-Sand-Händedruck, sondern im Waschbecken-Abfluß liegen auch deutlich mehr Ringe und Ketten als der Cartier-/Wellendorff-Fake-Süpermarket aus Istanbul in der Sonderangebots-Auslage präsentiert. Und jetzt? Na ist doch klar. Freut euch doch über die überraschende Freiheit am Ringfinger. „Super. Endlich. Der hat sowieso gedrückt und war schon zwei Jahre alt. Jetzt kann ich mir einen neuen Ring kaufen (lassen). Hurra!“

 

Kling Glöckchen klinge-linge-ling. Heiliger Abend. 19:00 Uhr. Die Familie packt nach dem Weihnachts-Schmaus voller Vorfreude und Erwartung die Geschenke aus. Ein heiliger Moment. Auf deinem Wunschzettel standen 5-6 Mediamarkt-Herzenswünsche und die Vorfreude ist nicht in Worte zu fassen. Heute soll es endlich mit dem neuen Notebook oder dem neuen Smartphone klappen. Und dann packst Du ein Paar Socken von C&A und eine Probier-Tüte Erdnüsse von der Ültje-Promotion im Nahkauf aus. Oh Du fröhliche. Du legst das Geschenkpapier zu Seite und summst glücklich säuselnd: „Ein Glück nichts Technisches bei den Strompreisen heutzutage. Und so viele Vitamine, pflanzliche Eiweiße und Mineralstoffe. So gesund. Danke, liebes Christkind.“

 

Nach langer Zeit mal wieder ein Date. Du hast heute zu 18:00 Uhr deine Top-7-Internetbekanntschaften auf ein Speed-Dating bei dir zuhause eingeladen. Drei haben zugesagt. Jackpot. Du erwartest also voller Vorfreude und der Chance auf Beischlaf die Damen „Bürobitch007Attacke“, „TheRealMarieHuana“ und „Reife_Zitrusblüte1959“. Es ist 18:00 Uhr und es klingelt. Du öffnest alias „Disco-Sexninja 1980“ im James-Bond-Smoking die Tür, flüsterst ein „Herzlich Willkommen, Ladies, was wollt ihr trinken?“ durch den Türspalt und dann das. Deine Datingblase zerplatzt, als anstelle der Damen nun ein Handwerker im Blaumann mit dem Aufdruck “Wir stopfen jedes Loch – Klempnerei G. Bloch“ vor der Tür steht. Das Heizungsrohr leckt wohl und die Bude unter dir läuft mit dreckigem Heizungswasser voll. Das muss sofort repariert werden, erfordert harte Maurer- und Klempnerei-Arbeiten und dauert in etwa 5 Stunden. Du bittest den Typen rein und denkst glücklich: „Na das passt ja super. Auf Handwerker wartet man sonst Monate. Wenn nicht sogar Jahre. Toll, dass das so spontan ohne Termin geregelt werden kann.“ Du freust Dich sehr.

 

Letztes Jahr hast auf dem polnischen Flohmarkt in der Altstadt Lublins in ein ganz seltenes, militärisches Sammlerstück investiert. Laut dem Verkäufer und erstem Marktverantwortlichen Roman Dudek-Kaminsky ist Opas Orden eine echte Rarität und locker über 50.000 EUR wert. Das hast Du Dir nicht zweimal sagen lassen und sofort zugeschlagen. 5.000 EUR war für Dich ein angemessener Preis für die Tapferkeitsauszeichnung aus dem 2. Weltkrieg. Voller Vorfreude auf satte Gewinne hast Du Dich dann mit deinem eisernen Kreuz bei Hotte Lichters „Bares für Rares“ beworben und wurdest prompt eingeladen. Und dann folgte live im TV die kurze, aber schmerzvolle Fach-Expertise zu deinem Schnäppchen. Das wären leider keine Schwerter mit Eichenlaub aus Silber, sondern eher Kastanien-Laub vom Berliner Hinterhof und ein Piratensäbel aus der Kindergarten-Verkleidekiste. Es sind auch keine echten Brillanten, sondern Mode-Steinchen von Brigitte Bijou. Und zu guter Letzt ist der abgebildete Herr auch kein hochrangiger Generaloberst, sondern der Burger-Clown von McDonalds. Ergo eine Fälschung. Du lächelst Herrn Lichter und die Fachexpertin Frau Heide-Marie Rosenblatt von Bischofshausen trotzdem an und denkst: „Betrug? Nein, eher ein Glück. Geld verdirbt nämlich eh nur den Charakter.“ Gemeinsam werde ich Ende Dezember mit Markthändler Dudek-Kaminsky drüber lachen. Denn dann sehen wir uns nämlich zum Feuerwerks-Sonderverkauf in Polen wieder. Das wird krachen.

 

Ob Hygieneregeln, unpassende Weihnachtsgeschenke, versaute Dates oder Betrug auf dem Polenmarkt. Regt euch weniger auf. Freut Euch mehr über gewonnene Freiheiten und glaubt an die Kraft der positiven Gedanken. Und natürlich an einen soliden Covid-Impf-Schutz ohne Nebenwirkungen. Gerade zur Weihnachtszeit. Und nicht vergessen: nur noch 2 x impfen, dann ist schon wieder Ostern. Frohe Weihnachten und einen guten Start ins neue Jahr. Hoffentlich mit viel Glück.

 

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