Weihnachten steht vor der Tür. Ich brauch` Geld.

 

Neulich hat mich ein leicht verzweifelter Weihnachtsmann angerufen und mich gefragt, ob ich bei der Finanzierung einiger Geschenke unterstützen kann. Ich hab` gleich zugesagt. Wann fragt der Weihnachtsmann mal einen um Hilfe. Das mach` ich gern. Da habe ich mir mal die Wunschzettel meiner Töchter und meiner Frau zu Weihnachten genauer angesehen. So, bin mittlerweile wieder aus dem Spontan-Koma aufgewacht. Eigentlich stehen ja zum Weihnachtsfest Werte wie z.B. Bescheidenheit, Hilfsbereitschaft und Harmonie im Vordergrund. Die Wunschzettel meiner Familie signalisieren hingegen eindeutig eher Größenwahn, Gigantomanie und "trumpsche" Selbstüberschätzung. Aber Wunsch ist Wunsch. Ich brauche also Geld. Und zwar schnell.

 

Meine erste Idee bleibt beim Thema Weihnachten. Ich verkaufe Weihnachtsbäume. Nachts besorge ich mir mit Hilfe einer Kettensäge die Nordmanntannen, Blau- und Rotfichten, Douglasien und heimische Kiefern aus den Gärten meiner Nachbarn. Der Betriebswirt in mir bekommt sich nicht mehr ein. Einkaufskosten gleich Null. Die Marge geht durch die Decke. In Gedanken höre ich Beifall von Herrn Maschmeyer und Frau Williams aus der Höhle der Löwen. Nun gut, das eine und andere Nadelbäumchen gleicht eher einem ausrangierten Hexen-Besen, aber das schreckt mich nicht ab, auf das Angebotsschild Güteklasse „A“ zuschreiben. Die Kasse klingelt. Meine Nachbarn haben überraschenderweise kurzfristigen Nadelbaum-Bedarf. Woher das wohl kommt?

 

Ich bleibe beim Thema Weihnachten. Meine zweite Idee: Ich verkleide mich als Weihnachtsmann und höre mir die Wünsche der Erwachsenen im Erotik-Center in der Innenstadt an. Im Hintergrund läuft „Kling Glöckchen Kling“ und ich bewege meinen Unterleib dabei im Takt. Die Damen und Herren nehmen für einen Euro auf meinem Schoß Platz und dürfen dann ihre Wünsche äußern. Und wenn die Lieben dann bei ihrem persönlichen Wunsch-Höhepunkt sind, greife ich gezielt in die Hosen- bzw. Handtasche zur Geldbörse. Aber das Geld ist echt hart verdient. Tolles Wortspiel, „hart“ verdient, ich schmeiß´mich weg. Manche Wünsche schicke ich direkt inklusive Inhaber zum Psychiater. Jetzt weiß ich übrigens auch, warum der Weihnachtsmann so rote Wangen hat. Wird eine geile, frivole Zeit unter den deutschen Weihnachtsbäumen. Da bin ich mir nach diesem Job sicher.

 

Der dritte Plan hat nur indirekt mit Weihnachten zu tun. Schon eher mit Winter-Wonderland. Ich biete einen spontanen Schneeräum-Service in Verbindung mit jungfräulichem Engelsgesang zu den Festtagen an. Ich kassiere im voraus und fliege dann direkt nach Süd-Afrika. Mir doch egal, wer dann die Wege vom Schnee frei schiebt. Ist mir eh zu kalt ab Dezember in Deutschland. Abzüglich der Fluggebühren bleibt noch ein ordentliches Sümmchen für Geschenke. Als Schneeräum-Service-Hotline gebe ich die Nummern vom BAUHAUS, von OBI, TOOM und von HORNBACH an. Die haben Schneeschieber und Streusalz gerade im Angebot. Bin eben doch ein Geschäftsmann durch und durch. Ob Sommer oder Winter.

 

Aber richtig Knatter verdiene ich allerdings nur mit dem Verkauf von Marius Müller-Westernhagen CDs an der amerikanischen-mexikanischen Grenze. Ich verkaufe die Tequilla-Version von Westernhagens Wende-Hit „Freiheit“ und skandiere dabei lautstark „die Mauer muss weg“. Im Dialog mit dem misstrauischen Mexikaner verspreche ich schon jetzt nach 29 Jahren blühende Landschaften. Aber der Weg von Tijuana nach New-York führt dann aber über Österreich / Ungarn. Das muss jedem klar sein.

 

Auf dem Rückflug mach ich mir ein Weihnachtsbierchen auf und plane schon Silvester. Das Feuerwerk kaufe ich aber dieses Jahr besser nicht beim Baumarkt. Stichwort: „HoHoHotline“.

 

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© Olli Dahlke - Botschafter des Humors