Brummkreisel.

 

Wie schnell dreht sich eigentlich die Erde? Puuhh. Gar nicht so leicht zu beantworten, wenn man nicht gerade der Serien-Nobelpreisträger in angewandter Ober-Schlaumeierei oder in klugscheißerischer Besserwisserei ist. Ich versuche es trotzdem mal. Also, die Erde dreht sich innerhalb eines Tages genau einmal um sich selbst. So weit so gut. Dem kann ich noch folgen. Das macht noch Sinn. Obwohl es heute wieder ein extrem langer Tag war. Aber lassen wir das. Wenn man am Äquator steht, dreht man sich mit 1.670 km pro Stunde. Das haben schlaue Rechenfüchse zumindest so definiert. Wenn ich nun aber nicht am Äquator stehe, sondern in Berlin. Was dann? Na dann muss ich einfach nur den Wert für den Äquator mit dem Kosinus des Breitengrades von Berlin multiplizieren. Aus. Schluß. Und vorbei. Genug gerechnet. Da Kosinus für mich immer noch der kleine Kumpel von Karius und Baktus ist, steige ich hier aus der Algebra-Klugscheißer-Debatte aus. Bei solchen Rechenaufgaben wird mir noch ganz schwindelig.

 

Aber wann hast Du denn das letzte Mal so richtig rotiert? Nein, nicht um die Erde. Auch nicht um die Lampe. Ich meine im Beruf. Soll ja wieder modern sein. Alles dreht sich, alles bewegt sich. Wir bleiben dynamisch, wir bleiben flexibel. „Alles kann – nichts muss.“ Den Satz habe ich das letzte Mal vom Türsteher eines drittklassigen Swinger-Clubs in Berlin-Kreuzberg gehört. Und der Abend wurde ein wahres Desaster. Aber das ist ein anderes Thema. Bevor uns nun so richtig schwindelig vom Rotieren wird, klären wir kurz und knackig lieber erstmal die theoretischen Grundlagen der Job-Rotation.

 

Job-Rotation (oldschool: Arbeitsplatzwechsel) beinhaltet den Tausch von Arbeitsaufgaben zwischen mehreren Arbeitnehmern.“ OK. Das hab ich verstanden. Wenn ich also diese fette Kuh, die seit Wochen auf meinem Schreibtisch rumsteht, nicht selber vom Schreibtisch-Eis bekomme, kann es ruhig mal mein oberschlauer Kollege von nebenan versuchen. Ich finde, eine gute Idee. Ich kann den sowieso nicht leiden. Soll der doch mal mit der blöden Kuh tanzen. Ich bin dann fein raus. Aber zurück zur Theorie.

 

Ziel der Job-Rotation ist einerseits die Verringerung einseitiger Belastungen und Monotonie für den Arbeitnehmer und andererseits die Verfügbarkeit über mehrere geübte Arbeitnehmer für einen Arbeitsplatz.“ Nun gut. Das hab ich auch verstanden. Wenn es mir mal „uff Maloche“ langweilig oder gähnend öde wird, soll meine nette Kollegin für mich schön weiter schuften. Ich übernehme dann die schwierigen Aufgaben von ihr. Sie kommt nämlich beim Windows-Spielchen „Minesweeper“ im Profi-Modus nicht klar. Und zack – kurz vor Schluß wieder auf eine Bombe gedrückt. Immer und immer wieder. Da helfe ich doch gern. Eine Hand wäscht schließlich die andere. Was ist aber, wenn mir langweilig und meine Job-Rotation-Partnerin krank ist? Ja, was machen wir denn dann? Dann springt eben die slowenische Aushilfs-Putzkraft in Teilzeit für uns beide ein. Die kennt sich nämlich auch mit fetten Kühen und Mineswepper aus. Job-Rotation sei Dank. Jeder kann hier wirklich jeden Job von Jedem übernehmen. Eine großartige Sache. Von dieser Idee angezündet, schlage ich drei weitere Job-Rotationen vor, die die Welt nun wirklich nicht braucht.

 

1) Donald Trump rotiert mit Ex-Praktikantin Monica Lewinsky und Hillary Clinton rotiert zeitgleich mit ihrem Göttergatten. Ich bin mir sicher, dass Bill und Moni sich dann schnell einig werden. Der Wahlkampf wäre dann wahrscheinlich wie (weg) „geblasen“. Stichwort: „I did not have a rotation with that woman“.

 

2) Ryan Moore (bester Pferde-Jockey der Welt, wiegt keine 50 Kilo; Anm. der Red.) rotiert mit Yokozuma Akebono. Seines Zeichens Sumoringer-Legende mit guten 233 Kilo. Der Renngaul verweigert wiehernd und stellt sich beim Anblick des fetten Kolosses in Lederwindel tot. Jockey-Zwerg Moore puschert sich zeitgleich auf der Reismatte in Tokyo ein, als Sumokrieger-Gegner Musashimaru zur brutalen Bauchquetsche ansetzt. Das Publikum flippt aus und lacht. Und je mehr ein Asiate lacht, desto weniger sieht er. Das ist mal Fakt.

 

3) Alice Schwarzer, die Speerspitze der feministischen Frauenbewegung und Herausgeberin der Frauenzeitschrift Emma rotiert mit dem Leipziger Erotik-Sternchen und Nacktmodell Micaela Schäfer. Frau Schäfer diskutiert bei Anne Will im lasziven Latex-Domina-Batgirl-Kostüm für Arme die Frauenquote in Führungspositionen deutscher DAX-Unternehmen. Und Frau Schwarzer grinst dafür als Cover-Girl vom Erotik-Messe-Venus-Plakat. Arm in Arm mit Sahra Wagenknecht, Frauke Petry und Katja Kipping. Undenkbar.

 

Zeit für ein kurzes Fazit zum Thema Rotation. Wenn es sich am Samstagabend, auf der T(r)ansfläche, im stark angetrunkenen Zustand, unter der Discokugel, im Stroboskop-Flackern heftig dreht, dann lächle und genieße den Moment. Wenn man aber im Job, von einem wilden Projekt in das andere springen muss, nur um der Welt zu beweisen, dass man sich schneller als unser deutscher Vorzeige-Turner Fabian Hambüchen am Reck drehen kann, dann bleibt bitte erst mal skeptisch. Also Augen auf bei der Job-Rotation. Wirklich Sinn macht der Ansatz nur dann, wenn alle rotationswilligen Kandidaten, die gleichen Voraussetzungen mitbringen und grundsätzlich in der Lage und festen Willens sind, sinnvoll zu rotieren. Job-Rotationen zwischen „Mücke und Spinne“, „Plus und Minus“, „Feuer und Eis“ oder „Berg und Tal“ werden wie eine wilde Fahrt mit der Wiener Walzerbahn auf dem Rummel mit 2,8 Promille im Turm. Alles dreht sich, alle kotzen und am Ende ist das Budget futsch. Muss ja nicht sein. Ich sag´s mal mit den Worten von Herbert Grönemeyer von 2006 zur Fußball-WM im eigenen Land: „Zeit, dass sich was dreht!“ Guten Abend.

 

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