Jobbörse.

 

Ein ganz normaler Montag Morgen. Naja, nicht ganz. Meine große Tochter muss zur Schule und ihre kleine Schwester wird von Opa abgeholt, da der Kindergarten aufgrund eines Weiterbildungstages für die Erzieher geschlossen hat. Ich muss ins Büro. Das sind die Fakten. Und auf einmal bringt meine Große einen kleinen, aber feinen emotionalen Touch in den guten Morgen. "Ich finde es tooootal unfair, dass alle frei haben und ich zur Schule muss! Warum habe ich nie frei?" Und das aus dem Mund einer Erstklässlerin. Mein Konter ist fast schon psychologisch. "Du kannst Dir noch aussuchen, welchen Beruf Du später ausüben möchtest.“ Sie überlegt kurz und fragt dann die Frage des Tages: "Was gibt es denn für Berufe?" Die Frage kommt deutlich früher als erwartet. Ich dachte, wir hätten damit noch mindestens acht Jahre Zeit. Unvorbereitet sprudelt es dennoch in alphabetischer Reihenfolge aus mir raus. Altenpflegerin. Anästhesie technische Assistentin. Asphaltbauer. Assistentin für Softwaretechnologien. Audio-Engineer. Augenoptiker. Automobilkauffrau. Und so weiter und so weiter. Eine Stunde später bin ich bei Zahnärztin, Zerspannungsmechaniker, Zimmerer, Zupfinstrumentemacher und bei der Zweiradmechatronikerin. Das volle Programm. Ich habe keine Spezies ausgelassen. Meine Tochter schaut mich gelassen an und fragt gezielt nach: "Und was macht am meisten Spaß?" Gute Frage, Kind. Juristisch ausgebildet heißt meine Antwort: "Es hängt davon ab ...!" Meine Tochter konnte die Antwort dann doch nicht mehr abwarten, da sie ja pünktlich zur Schule muss. Gleich in der ersten Stunde wartet eine Runde Mathe auf sie. Life is a bitch. Für Euch gehe ich aber gern ins Detail.

 

Up in the air. Die Pilotin.

 

Die Pilotin oder auch Verkehrsflugzeugführerin steuert in der kommerziellen Verkehrsluftfahrt Passagier- und Frachtflugzeuge. Sie muss Flugunterlagen prüfen, Wetterdaten analysieren, Flugpläne erstellen, Flugrouten festlegen und die Verkehrssicherheit des Flugzeugs und der Instrumente überprüfen. Ok. Das ist auch richtig - aber bei weitem nicht alles. Sie muss alle Passagiere beim Boarding so anlächeln, dass man durch ihr beeindruckendes Zahnweiss geblendet ist und nach dem Start die Flugroute durch den Bord-Lautsprecher in mehreren Sprachen nuscheln. Natürlich versteht sie niemand. Ist aber auch egal, ob wir nun über Würzburg oder Heidelberg nach China fliegen. Ob wir Erfurt links liegen lassen oder gerade am Taunus vorbei düsen. Vollkommen schnuppe. Hauptsache ist, sie hat ein strahlendes Gebiss wie die Zahnarztfrau aus der Perlweiss-Werbung. Den Rest erledigt die Board-Service-Crew oder der Auto-Pilot. Gutes Gehalt und über den Wolken ist die Freiheit ja bekanntlich grenzenlos.

 

Sonne, Regen, Wind. Die Meteorologin.

 

Im Zentrum der Arbeit einer Meteorologin steht die Erforschung der Erdatmosphäre und ihrer Wechselwirkung mit der Hydrosphäre (Flüsse, Seen, Ozeane), der Kryosphäre (Schnee, Eis), der Lithosphäre (Gesteinshüllen der Erde) sowie der Biosphäre (Pflanzen, Tiere). Oder mit meinen Worten: Meteorologen sind Spezialisten für alle Fragen rund um das Wetter. Ein sehr mächtiger Job. Ob sich also nächste Woche im westlichen Alpenvorland örtlich der Frost hält, oder ob in der Balkanregion Windböen bis 60 km/h wehen, oder ob Sylt morgen im Nebel versinkt, wissen die Meteorologen bereits heute. Ein echter Wissensvorsprung, den sie gern mit uns teilen. Denn ihr Wetterbericht entscheidet dann am Vorabend darüber, ob wir am nächsten Morgen mit oder ohne Regenschirm das Haus verlassen. Das ist wahre Macht. Aber ganz oft leider auch geraten oder mit hinduistischen, angeknabberten Hühnerfüßen gewürfelt. Also nur etwas für echte Alpha-Wetter-Frösche mit einem Hang zur harten Schwindelei und angewandten Stochastik. Na dann, quak-quak. Morgen wird es übrigen regnen. Oder eben auch nicht. Ist ja auch egal.

 

Summertime. Die Animateurin.

 

Die Aufgabe von Animateurinnen besteht darin, Gäste während ihres Urlaubes zu Aktivitäten zu motivieren, die sie auf Teufel komm raus nicht machen wollen. Dazu machen sie auf das vorhandene Freizeitangebot aufdringlich aufmerksam, helfen Kontaktschwierigkeiten zu überwinden und führen Personen mit ähnlichen Interessen zusammen. Klingt ein bisschen wie eine Mischung aus Kontaktbörse und Marktschreierei. Durch lautes, penetrantes Anbiedern von Randsportarten wie zum Beispiel Waterpolo oder auch Bogenschießen nerven die Animateurinnen die Urlauber so lange, bis halbwegs zwei Mannschaften gegeneinander antreten können. Dem Gewinner-Team winkt eine mittagliche Runde Vodka-Shots. Dann verteilen sie Werbeflyer für ´s Windsurfen, Schnupper-Tauchen und für die Aquagymnastics im Babypool. Und am Abend dürfen sie dann eine viertklassige Theateraufführung mit zerrissenen, durchgeschwitzten Kostümen nachstellen. Nach der abendlichen Revue geht´s dann mit den aufdringlichsten Gästen an die Long-Island-Ice-Tea-Theke, um den Helden des Abends zu küren. Gibt dann schließlich auch eine passende Urkunde. Im Idealfall kommen Animateurinnen 12 Wochen am Stück ohne Schlaf aus, machen sich gern zum Kasper-Hanswurst und trinken ohne Probleme eine Long-Drink-Lagerhalle von Getränke-Hoffmann alleine aus. Wenig Gehalt, aber immer Sonne und in der Nähe der Bar. Gibt wahrlich schlimmere Konstellationen.

 

Schreib mal wieder.

Die Fachkraft Kurier-, Express- und Postdienstleistungen.

 

Bitte was? Achso, Postbotin oder auch Briefträgerin. Hauptaufgabe ist die Zustellung von Paketen und Briefen. Na das ist ja eine echte Überraschung. Aber so ganz einfach ist dieser Job nun auch nicht. Bei Wind und Wetter die Amazon-Bestell-Wut der Bevölkerung mit den Fahrrad austragen. Schnell mal einen Amboss in den vierten Stock geschleppt oder eine 42 Pakete starke Rücklieferung an Zalando aufgenommen. Es gibt keine Grenze. In der Vorweihnachtszeit schon gar nicht. Wer also mal eine Woche ernsthaft als Postbote gearbeitet hat, kann problemlos beim Chinesischen Nationalcircus als spektakulärer Päckchen-Jongleur durchstarten. Fünf Pakete in der Luft, eine Registriermaschine in den Pfoten, ein Einschreiben mit Rückschein zwischen den Zähnen und die Nase am Klingelknopf. Auf einem Fahrrad, es regnet und der Empfänger ist nicht zuhause – aber sein Hund kläfft. Ein ganz normaler Tag für einen Postboten. Kann man machen, muss man mögen. Und soweit ich das einschätzen kann, gibt es auch noch relativ wenig Geld dafür. Na dann lohnt sich das ja doppelt. Ich rate meiner Tochter direkt davon ab. Briefe schreibt schließlich nur noch der Opa.

 

Tooooor. Die Spielerfrau.

 

Spielerfrau ist ein Begriff für Ehe- oder Lebenspartnerinnen meist prominenter männlicher Sportler von Vereinsmannschaften, der im deutschsprachigen Raum vor allem im Zusammenhang mit dem Profifußball verwendet wird. Also das Mädel an der Hand des Fußball-Stars. Arbeitsort: Ehrenloge und Haupttribüne im Stadion. Ihre Hauptaufgabe besteht darin attraktiv und sexy auszusehen und dem Schatzi lächelnd zuzuwinken, wenn er gerade ein Tor geschossen hat oder nur so aus Langeweile hinaufschaut. Dieser Beruf tritt häufig als Zweit-Job neben einer Super-Model-Karriere auf. Neben einem attraktiven Erscheinungsbild (gerne durch Dr. Werner Mang ordentlich nachgeholfen) und einem modebewussten Klamottenlook sind ein routinierter Umgang mit der lokalen Klatsch-Presse und mit der Kreditkarte des Ehemannes zwingende Voraussetzungen. Kein eigenes Gehalt, aber vollen Zugriff auf das prall gefüllte Portemonnaie des Ehegatten. Die Postbotin schaut neidisch und fällt vom Fahrrad. Ein Hund kläfft.

 

Also, Augen auf bei der Berufswahl. Alternativen gibt es viele. Und jetzt ab zum Lotto-Kiosk. 13 Mio. EUR sind im Jackpot. Irgendwann muss es ja mal klappen. Dann hat sich das auch mit der Berufswahl erledigt. Toi Toi Toi.

 

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© Olli Dahlke - Botschafter des Humors